#10 Die Arme Sau

Beim ersten „salon X“ lag eine Sau auf dem Tisch. Ein kleines bis dato glückliches Ferkel von der Schwäbischen Alb. Warum macht man sowas? Ich geb’s zu ich esse Fleisch. Und ich gehöre genau zu den degenerierten Essern, die passen, sobald ein komplettes Tier auf den Tisch kommt: Ein Fisch, der mich vom Teller erschrocken anschaut? Ein Hase auf der Wärmeplatte? Geht gar nicht. Bei Kühen komme ich da schon seltener in Verlegenheit.

Und dann lag es da. Das Schweinchen. Den Leib in warme Tücher gewickelt. Geradezu relaxed.

Das können wir doch nicht bringen! Doch können wir. Mal ehrlich: Was wir unbedenklich essen können, weiß doch, Entschuldigung, keine Sau: Während wir als Vorspeise vermeintlich unbedenkliche Avocados in uns hinein geschaufelt hatten, sprachen wir von Rodungen und unverantwortlichem Wasserverbrauch bei deren Anbau. Ganz zu schweigen von den fiesen Verletzungen, die uns die Avocado in unachtsamen Momenten beschert. Böses Früchtchen! Und was ist mit dem Schicksal Millionen von Bienen, die – zur Bestäubung gezwungen – auf die Avocadofelder gekarrt werden? Völker, hört das Summen…

Zum Runterkommen musste als Dessert echter Honig her. Aus Stuttgart Wangen. Der wurde den Bienen nur sanft unterm Hintern weg geklaut und ganz leicht geschleudert. Ich esse nichts anderes mehr.